Vor 340 Jahren wurde das Kollegiatsstift Seekirchen erbaut und prägt seither das Ortsbild der Stadtgemeinde. Vergangenen Sommer wurde mit umfassenden Sanierungs- und Umbauarbeiten am Gebäude begonnen – am Sonntagvormittag segnete Erzbischof Franz Lackner die neuen Wohnungen, Büros und Pfarrräumlichkeiten.
„Der Ort des Glaubens liegt im ‚Wir‘ und nicht exklusiv im ‚Ich‘“, sagte Erzbischof Franz Lackner vor der Segnung in einem feierlichen Festgottesdienst. Im Beisein zahlreicher Gläubiger – darunter Bürgermeister Konrad Pieringer und Abordnungen lokaler Traditionsvereine – betonte er, dass Jesu Botschaft von der Auferstehung immer der Gemeinschaft gelte. Als Christen sollen wir kein alleiniges Dasein führen, sondern die Gemeinschaft leben. „So möge das Stift Seekirchen ein Haus für alle sein; nicht ein Haus der verschlossenen Türen, wo nur der Auferstandene hineinzukommen vermag, sondern ein Ort der Gastfreundschaft, der Ruhe und Begegnung“, so Lackner.
Ein Ort der Gemeinschaft
„Lebensraum und Glaubensraum – das wird unser Stift auch in Zukunft für Seekirchen, die ganze Region und alle Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses sein“, sagte Harald Mattel, Pfarrer von Seekirchen und Bischofsvikar für die Junge-Kirche. Dieser Ort solle vielen Menschen Heimat und Gemeinschaft schenken.
Insgesamt sind im Erdgeschoß und im ersten Stock des Stiftsgebäudes acht barrierefreie Wohnungen untergebracht, zwei davon werden von Priestern bewohnt. „Zwei Wohnungen sind noch frei, Interessierte jeden Alters sind herzlich willkommen“, so Mattel. Im obersten Stock des Gebäudes finden sich Büros für die Pfarrmitarbeiterinnen und Pfarrmitarbeiter, ein Besprechungszimmer und Gruppenräume für Jung und Alt.
Die Gesamtkosten für die Generalsanierung belaufen sich auf rund 1,6 Millionen Euro und werden zum Großteil von der Pfarre Seekirchen und der Erzdiözese Salzburg getragen. „Ein besonderer Dank gilt vor allem posthum Frau Elisabeth Lausenhammer, die durch ihre testamentarische Zuwendung an die Pfarre einen ganz wichtigen Beitrag zur Finanzierung geleistet hat“, unterstrich der Seekirchner Pfarrer.
Aufwendige Renovierungsarbeiten
Architekt Wolfgang Weiser und sein Sohn Baumeister Mario Weiser zeigten sich nach den neunmonatigen Renovierungsarbeiten sichtlich zufrieden: „Es ist für den Planer immer der schönste Moment, wenn ein Bauwerk fertiggestellt und gesegnet wird“. Die Außenfassade samt Fenster und Dach wurden bereits vor Jahren saniert. Allerdings war das historische Gebäude „im Innenbereich in die Jahre gekommen“. Der Rost habe an der Heizungs- und Sanitärinstallation fest genagt. Immer wieder kam es zu Rohrbrüchen“, so Wolfgang Weiser. „Die Elektroinstallation entsprach in keiner Weise mehr den heutigen Ansprüchen und musste von Grund auf erneuert werden.“
Die Geschichte des Kollegiatsstifts
Der erste Kirchenbau in der Flachgauer Pfarre entstand 696. Gründer war niemand Geringerer als der heilige Rupert. Nach einem Kirchenbrand 1669 beschloss Erzbischof Max Gandolf von Kuenburg nicht nur den Wiederaufbau der Kirche, er gründete am 28. März 1679 auch das Kollegiatsstift, dessen Kapitel sich aus einem Dechanten und sechs Kanonikern zusammensetzte. Dazu kamen ein Stiftsökonom, ein Schulmeister, ein Kantor, ein Organist und vier Choralisten. Anstelle des alten Pfarrhofs wurde 1679 ein großer dreigeschoßiger Bau als gemeinsames Stiftsgebäude errichtet. Beim Übergang Salzburgs an Österreich 1806 wurde das Kollegiatsstift offiziell aufgehoben, aber 1832 auf Anordnung Kaiser Franz I. wiederhergestellt. Das „Insigne Collegiatsstift“, seit 1888 unter der Leitung eines Propstes, erhielt 1979 neue Statuten. Am 29. Juni 1996 wurde das Stift wieder errichtet und der seit 1989 als Pfarrer von Seekirchen tätige Franz Graber als 22. Propst eingesetzt. Nach seinem Tod im Jahr 2015 wurde die Position von Detlef Lenz, seit 1996 Mitglied im Stift und ehemaliger Stadtpfarrer von Zell am See und Salzburg Leopoldskron-Moos, übernommen. Das Kapitel besteht aus dem Stiftspropst Detlef Lenz und sechs Kapitular- und drei Ehrenkanonikern.
Text: Kurt Sonneck
Fotos: Stefan Lochschmidt